Dialog der Religionen Buddhismus & Christentum am 2. März 2020

Gastbeitrag von Barbara Sburny.

Gemeinsamkeiten & Unterschiede, Traditionen & Alltag – das waren unsere Themen am 2. März bei einem inter-religiösen Treffen von Buddhisten und Christen in der Pfarre St. Andreas Hütteldorf.

Wir durften von unseren Gästen erfahren, dass es im Buddhismus keinen Gott im eigentlich Sinn gibt. Bhante Dr. Seelawansa vom Dhammazentrum Nyanaponika im 14. Bezirk erklärte uns auf meine Frage nach einem vergleichbaren Ritual zu unserem katholischen Gottesdienst, dass sie weder eine theistische noch eine atheistische Glaubensgemeinschaft sind. Wie so oft im Buddhismus sucht man auch hier den Mittelweg –glaubt an eine göttliche Kraft. Sie haben auch ein Mönchs- und Nonnentum, einen Kodex, aber keinen Schöpfer. Ziel ihrer Übungen ist, Gier, Hass, Anhaften und geistige Verblendung hinter sich zu lassen und zu einer höheren geistigen Entwicklung in Form von Liebe, Mitgefühl, Gelassenheit und Freude zu gelangen. Frei wird man durch Loslassen!

Gabi Dielig, die gemeinsam mit 4 anderen vom buddhistischen Laienorden Soka Gakkei bei uns zu Besuch war, strich als Ziel das Erreichen von Glück – für sich und die anderen – hervor. Ihre tägliche Übung ist eine Form von Gebet am Morgen und Abend, die ihnen Mut und Hoffnung gibt. Immer wieder stößt man im Alltag an seine Grenzen, sein Herz zu öffnen. So kann auch ein Lächeln, das man einem unsympathischen Kollegen schenkt, ein Beitrag für ein friedliches Miteinander werden. Das Glück des einzelnen kann nur erreicht werden, wenn auch andere glücklich sind!

Thomas Fiedler, Zen-Buddhist, ist der inter-religiöse Austausch sehr wichtig. Er gründete verschiedenste Foren in Wien, damit sich die ReligionsvertreterInnen austauschen können. Eines der wichtigsten Ziele für ihn ist, den Ego-Gedanken zu erkennen, sodass man nicht impulsiv handelt, sondern frei. Ursache und Wirkung zu beachten, bedeutet, dass wir uns darüber im klaren sind, dass jedes Tun Konsequenzen hat. Wir sind miteinander verbunden, wir sind nicht einzeln, sondern eine Gesamtheit! Ihm gefällt die Gottes-Definition von Steindl-Rast: „Urgrund des Seins“

Das Symbol eines Berges wurde herangezogen, um zu veranschaulichen, dass alle Religionen das gleiche Ziel haben, aber unterschiedliche Wege beschreiten. Manchmal geht der Weg für den Gläubigen auch im Kreis um den Berg, manchmal auf Umwegen mehr oder weniger hinauf, manchmal auch 2 Schritte hinauf und wieder 1 Schritt zurück, möglicherweise stürzt man auch ab und steht wieder auf … Unser Pfarrer Zdzislaw Wawrzonek fragte: Was ist meine Motivation, auf den Gipfel zu kommen? Was unterstützt mich dabei? Gebete, Freunde, Gotteshilfe? Wer ist Wegweiser? Woher kommt der Spirit?

Sehr schön fand ich die Erzählung von Bhante Dr. Seelawansas Begegnung mit einem äußerlich vernachlässigten Mann in der U-Bahn. Alle hatten schon den Wagon verlassen, weil der Geruch so unerträglich war. Nur Banthe Dr. Seelawansa blieb sitzen und lächelte den Mann an, suchte das Schöne/Gute in ihm und fand es in seinem wunderbaren Bart – ein Bart wie ihn Karl Marx einst trug. „Mögest Du glücklich sein!“ Positiv zu denken ist die Grundlehre der Religion.

In der Abschlussrunde fragte ich die Vertreter des Buddhismus nach der Essenz ihrer Religion. Ich bekam mehrere Antworten: Das Sein im heutigen Tage. Das Lächeln. Das Annehmen des anderen.